Sonderpreis Demokratieförderung bei der Google Impact Challenge

Markus Mielek/Google LLC
Markus Mielek/Google LLC

Stell Dir vor, Du fährst nach Berlin, ahnst wirklich absolut überhaupt gar nichts und gewinnst den Sonderpreis "Demokratieförderung" bei der Google Impact Challenge 2018...

Die zweite Bewerbung bei der zweiten Impact Challenge von Google in Deutschland. Rund 1 überstanden, einen längeren Antrag für die 2. Runde geschrieben, auch da weitergekommen, ein tolles Gespräch mit Google und Ashoka geführt mit vielen wertvollen neuen Ideen. 


Im April kam dann der Anruf von Google, dass Politik zum Anfassen e.V. leider nicht unter den 10 Finalisten der Leuchtturm-Projekte sei. Aber trotzdem sollten wir zum Finale der Google Impact Challenge nach Berlin kommen, wir könnten am Rande der Veranstaltung spannende Menschen kennenlernen, sagte uns Doro von Google am Telefon. Das sei die gute neben der schlechten Nachricht.

 
Von tausenden Bewerbungen erst unter den den letzten 30, Hangout mit Google und Ashoka, das Ziel zum Greifen nahe und dann... Unser Idee also durchgefallen. Was hatten wir falsch gemacht? Wo war das Konzept noch nicht ausgereift? Verunsichert machten wir uns daran, die Finanzierung der App irgendwie anders zu realisieren. Oder sollten wir die Idee vielleicht sogar ganz aufgeben?
 
Und wir fuhren mit gemischten Gefühlen nach Berlin zur Preisverleihung der Google Impact Challenge 2018. Wir sollten zuschauen, wie 60 andere Teams Ihre Siege feierten - um dann *wen?!* zu treffen? 
 
Ob wir auch wirklich kämen schrieb Doro von Google einen Tag vorher, hier sei zur Sicherheit ihre Handynummer. Wen wir denn treffen würden, fragten wir zurück, wir seien schon zu lange verheiratet, als dass wir Lust auf Blind Dates hätten.

Bis zum Ende der Veranstaltung in Berlin Kreuzberg war klar: Wir sind die einzigen, für die es hier nicht spannend ist. Doro würde nach der Show rechts neben der Bühne auf uns warten, die hatten wir getroffen, kurzes Hallo, keine Zeit, Headset, busybusy, eine Jurorin war abhanden gekommen. 
 
Wir feierten die Veranstaltung mit einem anderen Projekt aus Hannover, die auch in Berlin waren: jukus hatten gelbe Punkt auf ihren Namensschildern. Blaue Punkte = zwei Tage bei Google in Hamburg, gelbe Punkte = je 20.000 Euro für 50 Lokale Projekte. jukus hatte für ihre tollen Tauschmärkte hochverdient einen Preis gewonnen.
 
Als alles schon vorbei war, alle Preise vergeben, wurde auf der Bühne von einem Sonderpreis gesprochen, der Management und Mitarbeiter von Google besonders am Herzen läge. Puh. Jetzt kam es knüppelhart: Das Recht auf Mitbestimmung, Lokale Demokratie, junge Menschen - das waren alles Themen, die uns irgendwie bekannt vorkamen... - welcher unserer Marktbegleiter würde jetzt mit so einer großen Förderung bedacht werden. Und warum zum Teufel hätte man uns als Zuschauer extra dazu eingeladen...?!
 
Und dann bemerkten wir plötzlich die Kameras, die auf uns gerichtet waren und Doro, die auf der falschen Seite der Bühne stand und zu uns hinüber grinste und wir sahen unser Projekt-Bild riesengroß auf der zentralen Leinwand und hörten unseren Namen. Und wir konnten auf der Bühne diese unglaubliche Förderung in Empfang nehmen und schauten in viele strahlende Gesichter des Google-Teams. Gänsehaut pur und zitternde Knie. Das uns das nochmal passiert nach all den Jahren... Wir dachten wirklich, wir hätten schon alles erlebt.
 
Im Nachhinein erfuhren wir: Alle Google-Mitarbeiter hatten von der Überraschung gewusst und länder- und kontinent-übergreifend gezittert, ob ihnen diese Überraschung mit uns auch wirklich gelingen würde. 
 
Sogar in die Projekte-Galerie im Eingang (in der wir natürlich anfangs fehlten) hatte man uns heimlich während der Veranstaltung dazugehängt und eine Mitarbeiterin war uns unbemerkt vom Check-In an nicht mehr von der Seite gewichen, damit wir nicht etwa vor der Zeit gingen oder gar einen „Bio-Break“ zum fraglichen Zeitpunkt einlegen würden...

Politik zum Anfassen e.V. kann nun mit der europaweiten Realisierung einer kommunalpolitischen Mitmach-App beginnen, die Lust auf Demokratie und Beteiligung macht. Wenn alles klappt, ist die App nach einer Pilot-Phase in Langenhagen schon bei der Jugendbeteiligung zu Hannovers Kulturhauptstadt-Bewerbung im Einsatz.

Der Exportschlager "Pimp Your Town!", als "offline-Planspiel" 2009 in Hannover erfunden, mittlerweile deutschlandweit geschätzt und mit über 500 umgesetzten Schüler-Ideen eines der erfolgreichsten Jugendbeteiligungs-Modelle überhaupt, bekommt endlich einen online-Ableger. Denn Kommunalpolitik ist überall. Da ist es gut, dass es mit dem Smartphone ein Gerät gibt, das auch überall dabei ist.
 
Wer unsere Arbeit in den letzten 12 Jahren verfolgt hat weiß, dass wir schon so einige tolle Preise und Förderungen bekommen haben. Aber Chapeau!, Google: SO überrascht hat uns wirklich noch niemand!